Galerie Gleis 1

Die Galerie Gleis 1 legt mit dem Ansinnen, im öffentlichen Raum "Geschichte und Kultur erlebbar" zu machen, einen Fokus auf die Bildende Kunst. Anhand von elf Reproduktionen von Gemälden, Fotografien oder Druckgrafiken werden Schwetzinger oder mit Schwetzingen eng verbundene Künstler des 20. und 21. Jahrhundert vorgestellt (in alphabetischer Reihenfolge).

Becker

Bernhard Karl Becker 

1899 - 1991

Becker entdeckte in Landschaften eine poetische Komponente als „Glückseligkeit des Zustandes“, die er über seine Bilder als „Kontrast zur rationale Welt“ transportiert.

Bernhard Karl Becker wurde am 9. Februar 1899 in Pforzheim in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Nach seiner Ausbildung an der dortigen Kunstgewerbeschule war er - wie sein Vater - als Emailmaler tätig. 

Auch nach seiner Verwundung im Ersten Weltkrieg arbeitete er als solcher, vor allem im europäischen Ausland. In Mailand, wo Becker die Accademia di Brera besuchte, erhielt er die ersten Aufträge als Restaurator. Der Rückkehr nach Deutschland schloss er ein Studium an der Karlsruher Akademie als Meisterschüler bei H.A. Bühler an. In diese Zeit fällt der Auftrag zur Ausgestaltung des Studentenhauses der TH mit Wandbildern. Es sollten zeit seines Lebens weitere Aufträge für Wand- oder Deckenmalereien in Innenräumen oder an Gebäudefassaden folgen.

Nach seiner Teilnahme als Soldat im Zweiten Weltkrieg und anschließender kam Bernhard Karl Becker 1946 der Liebe wegen nach Schwetzingen. Hier galten seine ersten Auftragsarbeiten der Restaurierung des so genannten „Ende der Welt“ und einiger Partien im Badhaus des Schwetzinger Schlossgartens. Die früh entwickelte Reiselust und die Leidenschaft als Bergsteiger haben sich in ausdrucksstarken Landschaftsbildern – seinem bevorzugten Genre – manifestiert. Hier spiegelt er die Dramatik der Bergwelt und Romantik der Allmacht der Natur wider. Als Ausdruck seiner Ergriffenheit und inneren Bewegtheit wählte Bernhard Karl Becker durchweg eine figürlich-expressive Bildsprache. Bei den Federzeichnungen und Druckgrafiken sind zuweilen abstrahierende Auflösungen in Lineaturen oder einer Abfolge von schwarzen und weißen Flächen festzustellen.

Becker entdeckte in Landschaften eine poetische Komponente als „Glückseligkeit des Zustandes“, die er über seine Bilder als „Kontrast zur rationale Welt“ transportiert.

Bernhard Becker verstarb 1991 im Alter von 92 Jahren in Schwetzingen.


Eberhardt

Otto Eberhardt

1930 - 2019

Otto Eberhardt war für einige Jahrzehnte als Kunstpädagoge in Schwetzingen tätig, wo der gebürtige Mannheimer 2019 verstarb. Daneben wirkte er als freischaffender Künstler. Von 1950 - 55 studierte er Romanistik und Geschichte an der Universität Heidelberg. Hieran schloss er (bis 1957) ein Studium der Malerei und Druckgraphik an der Kunstakademie Karlsruhe an. Bis 1959 besuchte er Schauspielschulen in Wien und Rom. Dort studierte er parallel italienische Literatur und Archäologie.

Der vielseitig Ausgebildete unternahm seit der Studienzeit Reisen nach Südeuropa, insbesondere nach Italien und Griechenland. Später folgten ausgedehnte Studienreisen nach Ägypten, Ostafrika, Indien, Russland, Ostasien, China, Mexiko und Süd-Amerika, die sein künstlerisches Schaffen motivisch prägten.

Otto Eberhardt bereiste die Welt und ist doch immer der Wohnstadt Schwetzingen treu geblieben. Von seinen Reisen brachte er jede Menge Eindrücke mit, Bilder und Ideen, die er in Aquarelle, Holzschnitte, Mosaiken oder - als Theaterpädagoge - in Schulaufführungen umsetzte.

Als Schwerpunkt in seiner Akademiezeit wählte Otto Eberhardt die Gattung der Druckgraphik, die er maßgeblich bei Professor HAP Grieshaber studierte. In seinen Holzschnitten gelang es ihm, der Schwere und Prägnanz der Technik durch eine ausdrucksstarke und Farbigkeit entgegenzuwirken. Des Weiteren legte er einen künstlerischen Akzent auf die Aquarellkunst. Hier wandte Eberhardt eine akribisch genaue und detailreiche Wiedergabe der Natur und Architektur an. Ausblicke auf üppige Vegetationen, Ansichten zerklüfteter Gebirgsformationen, sowie Veduten von prächtigen Bauten und Stadtbildern liefern hier die Charakteristika. Bei beiden Kunstgattungen gelang es Otto Eberhardt überdies, die jeweils spezifische Lichtatmosphäre und Farbigkeit des Landes bzw. des Ortes einzufangen.


Friedrich

Heinz Friedrich

1924 - 2018

Der Schwetzinger Maler hat schon sehr früh in der rein gegenständlichen, expressionistisch geprägten Malerei seine künstlerische Ausdrucksweise gefunden.

Auch in der Wahl der Sujets war Heinz Friedrich ein Klassiker – er begnügte sich mit den traditionellen Themen Landschaft, Stillleben und dem Menschenbild, insbesondere dem Porträt. Letzterem galt seine Vorliebe.

Auch in der Wahl der Sujets war Heinz Friedrich ein Klassiker – er begnügte sich mit den traditionellen Themen Landschaft, Stillleben und dem Menschenbild, insbesondere dem Porträt. Letzterem galt seine Vorliebe. Die Bildnisse sind klar und bestechend, auf anziehende Weise unprätentiös, uneitel die Kleidung, knapp die Gestik, sparsam die Posen und Requisiten. Keine Ablenkung von dem Wesentlichen, dem Wesen des Dargestellten, scheint erlaubt. Doch gerade in dieser Sparsamkeit entsenden die Porträtierten Würde und Charisma. Oft nur Kleinigkeiten ziehen den Betrachter in Bann, die lässig übereinandergeschlagenen Beine, melancholisch herabgesenkte Augenlider, das selbstbewusste Halten einer Zigarette, ein leicht geöffnetes Negligé, das Spiel der schmalen Finger. Stets ist dem Maler die ausdrucksstarke und kontrastreiche Farbgebung ein wichtiger Begleiter. Nicht kühn, sondern überlegt spielt er mit der Kraft und dem suggestiven Klang von Farben, die in der Interaktion auf eine harmonische Gesamtwirkung abzielen.

1968 wandte sich die Schwetzinger Künstlerpersönlichkeit der Technik des Farbholzschnitts zu, die er sich im Eigenstudium beibrachte und in der er binnen kurzer Zeit eine erstaunliche Meisterschaft erreichte. Auch hier wandelte Heinz Friedrich auf expressionistischen Pfaden: klar, unmittelbar und schlagkräftig die Motive gemäß der Forderung eines materialgerechten Ausdrucks. Heinz Friedrich verstarb 2018 in Schwetzingen.


Klein

Alfons Klein

1924 - 2004

Das künstlerische Augenmerk von Alfons Klein liegt auf der Zeichnung und der Druckgrafik, allen voran dem (Farb)Holzschnitt.

Der gebürtige Reilinger Alfons Klein, entschloss sich nach seinem Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg und seiner schweren Verwundung, Maler zu werden. Er befasste sich zunächst autodidaktisch mit der Malerei, und war hierbei in einem engen Austausch mit dem Schwetzinger Maler, Bernhard Becker. Sein Talent war in dieser Zeit schon so sichtbar, dass er als Gehilfe bei einem Kirchenmaler und Restaurator sein durfte.

Ab Herbst 1946 besuchte Klein die Freie Akademie, Mannheim, sein Lehrer, Albert Cherlé brachte ihm vor allem die Kunst und Gedankenwelt seines Lehrers, Paul Klee, nahe. Schon ein Jahr später wurde er in der Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe, aufgenommen, wo die Dozenten Wilhelm Schnarrenberger und Otto Laible prägend waren. Nach seinem Abschluss kehrte Alfons Klein nach Ketsch, nahe Schwetzingen, zurück, wo er als freier Künstler tätig war. 1977-1990 bekleidete er eine Professur an der Fachhochschule für Gestaltung in Mannheim. Lehrschwerpunkte waren das Zeichnen nach der Natur und Farbtheorie.

Das künstlerische Augenmerk von Alfons Klein liegt auf der Zeichnung und der Druckgrafik, allen voran dem (Farb)Holzschnitt. Hier wiederum fokussiert er sich auf „theatralische“ Themen, wie z.B. Figuren und Szenen der „Commedia dell´Arte“ oder Sagen und Märchen. Hierbei nutzt er eine dynamisch-expressive Bildsprache mit einer gestenreichen Darstellung der Akteure. 


Lilie

Walter Lilie

1876 - 1924

Seine Gemälde zeigen um die Jahrhundertwende deutliche Züge der zeitgleichen Jugendstilkunst. In den Zwanzigerjahren folgten Naturbilder, die eine deutliche Nähe zum deutschen Spätimpressionismus offenbaren

Wilhelm Moritz Walter Lilie wurde am 1. Juni 1876 in Leipzig geboren. 1882 zog die Familie nach Niederlößnitz. Hier in dieser ländlichen Umgebung verbrachte Walter Lilie seine späteren Kinder- und Jugendjahre.

Walter Lilie war weitgehend Autodidakt. Zwar zeichnete er schon seit seiner frühesten Kindheit, genoss aber lange keine nennenswerte Ausbildung. Nach eigenem Bekunden besuchte er 1897 bis 1898 die Kunstgewerbeschule in Dresden. Von 1903 bis 1905 war er an der damaligen „Königlichen Akademie der bildenden Künste Dresden“, blieb aber ohne Abschluss. 

Walter Lilie erkrankte früh an TBC, weshalb er sich immer wieder längere Zeit in den Bergen aufhielt. Seine Reisen führten ihn nach Graubünden, in das Tessin, an die italienische Riviera; nach Florenz und die Cinque Terre. Überall malte er die Landschaften, die ihn wohl sehr beeindruckt haben. Wann Walter Lilie nach Süddeutschland und Nordbaden kam, lässt sich nach bisherigem Kenntnisstand nicht mehr nachvollziehen. 1920 zog Walter Lilie mit seiner Gattin nach Schwetzingen.

Walter Lilie widmete sich als freier Künstler Motiven seiner näheren Umgebung. Seine Ölgemälde, Aquarelle und Lithographien zeigen seine Begeisterung über den Schwetzinger Schlossgarten. Seine Gemälde zeigen um die Jahrhundertwende deutliche Züge der zeitgleichen Jugendstilkunst. In den Zwanzigerjahren folgten Naturbilder, die eine deutliche Nähe zum deutschen Spätimpressionismus offenbaren. Er verstarb am 11. Juli 1924 in Schwetzingen.


Mindhoff

Otto Mindhoff

1932 - 2019

Schon früh entwickelte Mindhoff als zentrales Motiv den so genannten „Technoiden“, eine monumentale und stilisierte Darstellung eines Kopfes. Hierin sieht Otto Mindhoff grundsätzlich die Begegnung von Mensch und Technik und deren Konfrontation im täglichen Leben versinnbildlicht.

Seit den 1970er Jahren lebte der gebürtige Nordrhein-Westfale Otto Mindhoff in Schwetzingen. Wie sein Professor HAP Grieshaber erreichte er nach Beendigung seines Studiums an der Karlsruher Akademie als Druckgraphiker ein gewisses Renommee. Mindhoff galt als einer der wichtigsten Künstler seiner Generation in Baden-Württemberg. Folglich gehört er zu dem Kreis der 13 Künstler, die seit 1961 mit ihren Werken im Haus des Landtags bzw. Haus der Abgeordneten in der Landeshauptstadt Stuttgart vertreten sind.

Neben seiner künstlerischen Tätigkeit legte Mindhoff stets einen Fokus auf die Kunstvermittlung. 1972 war er Mitbegründer des Schwetzinger Kunstvereins, dessen künstlerische Leitung er für einige Jahre übernahm. Ebenso bekleidete er den Vorsitz der Vereinigung von Holzschneidern „Xylon – deutsche Sektion“, aus dem 1987 der Schwetzinger Verein „Xylon Museum + Werkstätten“ hervorging.

Eine charakteristische Formensprache basierend auf einer dominanten Blau-Grün-Palette war bei Otto Mindhoff bereits in den 60er Jahren ausgeprägt. Er gehörte zu den Künstlern, die ihren Ausdruck im Gegensatz zur vorherrschend gestisch-spontanen oder streng-geometrischen abstrakten Kunst im Figürlichen fanden. Mindhoff sieht sich als Vertreter der so genannten Neuen Figuration, die sich in den 50er und 60er Jahren nicht über einen einheitlichen Stil, sondern über eine einheitliche Haltung definierte. Auch wenn er eine ganz eigene, unverwechselbare Bildsprache entwickelte, so ist seiner Kunst eine prinzipielle Anknüpfung an Fernand Légers „periode mecanique“ zu eigen. Schon früh entwickelte Mindhoff als zentrales Motiv den so genannten „Technoiden“, eine monumentale und stilisierte Darstellung eines Kopfes. Hierin sieht Otto Mindhoff grundsätzlich die Begegnung von Mensch und Technik und deren Konfrontation im täglichen Leben versinnbildlicht. Otto Mindhoff verstarb im Alter von 87 Jahren in Schwetzingen. www.xylon-museum.de


Nagel

Hans Nagel

1926 - 1978

Ab 1965 entstanden seine charakteristischen Röhrenplastiken, mit denen Hans Nagel bekannt wurde und von denen eine beachtliche Zahl im öffentlichen Raum stehen.

Der Heidelberger Hans Nagel übersiedelte 1953 nach Mannheim und lebte schließlich ab 1968 in Schwetzingen. In jungen Jahren erhielt er Unterricht bei dem Expressionisten Will Sohl. Im Anschluss besuchte er für kurze Zeit die Kunstakademie in München, bevor er sich autodidaktisch weiterbildete.

Ab 1958 übte Nagel einen Lehrauftrag an der Werkkunstschule Mannheim aus, daneben bekleidete er Gastdozenturen an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg, und am Hochschulinstitut für Kunst- und Werkerziehung, Mainz. 1969 ernannte ihn die Werkkunstschule Mannheim zum Leiter der Abteilung 'Freies Gestalten' und 'Plastisches Gestalten'. 1973 wurde er als Professor für Bildhauerei - an die Hochschule der Künste Berlin - berufen, wo er zuletzt das Amt des Vizepräsidenten innehatte.

Kennzeichnend für die Frühphase waren seine stelenhaft abstrahierten Figuren. Diesem figurativen Start folgte eine informelle Werkphase mit großformatigen Reliefen und organisch wuchernden Objekten, gearbeitet aus Stahl-Fundstücken oder Eisenschrott. Ab 1965 entstanden seine charakteristischen Röhrenplastiken, mit denen Hans Nagel bekannt wurde und von denen eine beachtliche Zahl im öffentlichen Raum stehen. Ab 1967 wird die Vertikale stilbildend, gebildet aus lose zusammenstehenden, säulenartig aufragenden Röhren, die zuweilen knospenartig bekrönt sind.

Das letzte Lebensjahrzehnt verbrachte Hans Nagel mit seiner Gattin und dem Sohn Daniel, der ebenso Künstler wurde, in Schwetzingen. Mit seinem Künstlerkollegen, Otto Mindhoff, verbanden ihn eine enge Freundschaft und ein intensiver künstlerischer Austausch. Von hier aus pendelte der Dozent Hans Nagel nach Berlin, wo er regelmäßig für einige Monate verweilte. In dieser Zeit wechselte sein unverkennbar technoid-sachlicher in einen vegetabil-biomorphen Stil. Hans Nagel verstarb 1978 in Bonn.


Nüssle

Norbert Nüssle

1932 - 2012

Norbert Nüssle, in Heidelberg geboren und in Mannheim aufgewachsen, beschäftigte sich bereits während seines Studiums der Romanistik mit der Malerei.

Norbert Nüssle widmete sein gesamtes Künstlerleben hauptsächlich der künstlerischen Gattung der Collage. Von Anbeginn an fügt er in ein malerisches Umfeld „objets trouvés“ ein, Fundstücke wie Polaroidfotos, unordentlich ausgerissene Zeitungsreklamen und anderen Papier- oder Kunststoffabfall. So markierte er gerne in seinen Bildern mit einem zusammengeknüllten gelben Bonbonpapier die Sonne.

Als Künstler blieb er Autodidakt, trotzdem erlangte er mit seiner Kunst, eine gewisse Bekanntheit. In Schwetzingen war er als Kunst- und Französischlehrer am hiesigen Gymnasium tätig. Wohnhaft war er in Mannheim, wo er in der alten Sternwarte ein Atelier unterhielt.

Ab 1970 entstehen unter dem Thema „Urbane Landschaften“ zahlreiche groß- und kleinformatige Werke, auf denen ein Blick auf einen Platz, eine Häuserzeile oder eine Straße, vornehmlich in Frankreich oder Mannheim, zu sehen sind. Allen Collagen ist eine bestimmte Komposition zu eigen, die Anordnung der urbanen Ansichten in einem Halbrund. Mit diesem Kniff suggerierte Norbert Nüssle, dass der Blick aus Vogelperspektive, aus höchster Entfernung gesehen auf einen Ausschnitt des Erdenrunds erfolgte. Mikrokosmos trifft auf Makrokosmos. Von weitem betrachtet, bilden die „Urbanen Landschaften“ ein figürliches Ganzes. Tritt der Betrachter näher, so zeigen sich nach und nach unendlich viele jener „objets trouvés“, die sich in der Wahrnehmung des Betrachters zu einem homogenen Gesamtbild zusammenfügen. Norbert Nüssle verstarb 2012 in Mannheim.


Oelenheinz

Margrit Oelenheinz 

1926 - 1972

Ab 1972 lebte und wirkte sie in Schwetzingen. Einer ersten Einzelausstellung 1978 folgten zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland.

Margrit Oelenheinz wurde 1926 in Ludwigshafen geboren. In den ersten vier Nachkriegsjahren studierte sie an der Freien Akademie in Mannheim, bei den Professoren Carl Trimmer, Paul Berger-Bergner und Albert Cherlé. 

Die Bilder von Margrit Oelenheinz sind unverkennbar. Typisch ist die Komposition, deren Grundmuster sie unermüdlich in ihren Gemälden abwandelte: in der Regel tritt eine Menschenansammlung frontal dem Betrachter entgegen. Diese sind festlich gewandet oder kostümiert, typisiert hinsichtlich ihrer Physiognomie, dafür virtuos in ihrer Bekleidung und reich ausgestattet mit Schmuck und aufwändigen Kopfbedeckungen. Nicht selten tragen diese Figuren Masken. Sie wirken wie Statisten einer Szenerie, von der Bühne auf den Zuschauer blickend. Der Raum ist indifferent und nur mit wenigen Requisiten ausgestattet bildet er die Kulisse für jene Statisten einer Inszenierung des Marionettentheaters, einer biblischen Geschichte oder des Karnevals. Die Bilder sind in Blaunuancen gehalten, aus denen hier und da Blitzlichter in Rot oder Gelb aufblenden, um gleichermaßen das Phantastisch-Theatralische wie das Geheimnisvolle der Szenerie zu unterstreichen. Margrit Oelenheinz verstarb 1972 in Schwetzingen.


Cioffi

Ferdinando Cioffi 

*1947

Ferdinando Cioffi lässt mit der Linse Kompositionen entstehen, die an Gemälde des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts erinnern. 

Ferdinando Cioffi gehört zu den führenden Porträtfotografen Italiens und war wiederholt Teilnehmer der Biennale in Venedig. Er unterhält in Mailand ein Atelier und wohnt zeitweise in Schwetzingen. Technische und ästhetische Fertigkeiten der Fotografie vertiefte er in jungen Jahren als Assistent in den New Yorker Studios der renommierten Fotokünstler Richard Avedon und Irving Penn. Durch diese wurde er in die Geheimnisse der Porträtfotografie eingeführt: das Wesentliche der Person zu erfassen und mit der Kamera einzufangen.

Mittlerweile jongliert Cioffi meisterhaft und unverkennbar mit diesen früh erlernten Fertigkeiten, wenn er berühmte Personen wie Cathérine Deneuve, Paul Bocuse, Baron Roth-schild, Louis Vuitton oder Fernando Botero geschickt in Szene setzt. Neben diesen „Reichen und Schönen“ lichtet er auch unbekannte Personen mit ausdrucksstarken Gesichtern und besonderer Ausstrahlungskraft ab.

Er arrangiert die Personen in bühnenreife Inszenierungen. Er modelliert mit der Kamera, indem er die Personen aus tiefdunklem Raum ins Rampenlicht treten lässt. Theatralisch sind auch die Gesten und Posen der Dargestellten sowie ihrer Requisiten.

Würdevoll, ohne Pathos, verhalten und unaufdringlich werden sie abgelichtet, jedoch im Bewusstsein ihrer Schönheit, ihrer Bedeutung, ihrer Einzigartigkeit und ihres Status. Cioffis ausgefeilte Lichtregie bietet dramaturgische Akzente, das Licht lässt einzelne Gesichtszüge aufleuchten und die porträtierte Person wie gemalt erscheinen. Ferdinando Cioffi spielt mit der hohen Ästhetik, der Harmonie und den ausgewogenen Proportionen mit Mitteln der Malerei der italienischen Kunstgeschichte. Mit seinen Darstellungen lässt er eine Aura frühbarocker Hell-Dunkelmalerei entstehen und erweist sich so als Meister des „chiaroscuro“ mit der Kamera.

www.ferdinandocioffi.com


Franke von Krogh

Florian Franke von Krogh 

*1938

„Malen, musizieren, schreiben – das gehörte schon in der Kindheit zu einem erfüllten Tagesablauf neben den praktischen Dingen des Lebens.

Schon meine Eltern, Großeltern und die in Kennerkreisen für ihre Landschaftsbilder noch heute bekannte Vorfahrin, Charlotte von Krogh, die übrigens eng mit Theodor Storm befreundet war, malten. Bei meinem Vater hatte ich gesehen, wie sich Farben mischen lassen und Formen beim Auftragen auf das Papier entstehen. Mit 24 besuchte ich ein Studienseminar bei dem berühmten Expressionisten Oskar Kokoschka in Salzburg. 

Dieses Erlebnis gab einen ganz entscheidenden Anstoß zu meiner künstlerischen Tätigkeit: Hier lernte ich sehen. Die Auseinandersetzung mit der Gegenwart und ihrer Darstellung unter Einbeziehung der Kunstgeschichte sind mir seit Jahrzehnten wichtig.“

Florian Franke von Krogh, der seit 1968 in Schwetzingen lebt und arbeitet, ist ein Künstler, der sich für Menschen und menschliche Artefakte interessiert. Seine Grundeinstellung ist die Auseinandersetzung mit der Gegenwart und ihrer Darstellung unter kunstgeschichtlichen Aspekten. Seit vielen Jahren prägen Menschen, Köpfe und Landschaften seine künstlerische Arbeit. Bei all seinem Wirken geht es dem Künstler um ein sensibles Begreifen und intensives Erkennen, eine Ahnung dessen, was Natur bedeutet, was Menschen bewegt und motiviert.

Markantes Erkennungszeichen der Bildobjekte von Florian Franke von Krogh sind das zuweilen extreme Hochformat und seine unverkennbare Farbgebung, die das Orange in all seinen Tonwerten in den Blickpunkt setzt. Ebenfalls charakteristisch sind die Anreicherung der Farbe mit organischem Material (Erde) und die in das Bildfeld eingefügte Gitterstäbe, die das zweidimensionale Bild in ein dreidimensionales Objekt verwandeln. Franke von Krogh bietet in diesen eine mehrschichtige Zeitreise, verweist stilistisch z.B. auf prähistorische Artefakte und spannt einen Bogen zu aktuellen Geschehnissen, unter Einbindung einer reflektierenden Betrachtung der zeitgenössischen Gesellschaft.

https://franke-von-krogh.de


Oestergaard

Jessen Oestergaard 

*1962

Sein Werkzeug erlernte er durch Fotografiekurse, z.B. am Industrial Arts Department.

Der in Berlin geborene Fotograf kam in jungen Jahren in die Kurpfalz. Heute lebt und arbeitet er nahe Schwetzingens. Zunächst reizten Jessen Oestergaard die Sprachen, doch nach seinem Studium der Anglistik und Romanistik an der Universität Heidelberg und einem Stipendium des DAAD an der San Diego State University, gab er sich mehr und mehr der Fotografie hin.

Bereits 1993 erhielt er eine internationale Anerkennung als einer der Preisträger des „Hasselblad Fine Art“ im Magazin „Photo Technik International“.

Seit 1997 ist er als freier Fotograf tätig, daneben übernahm er in den Jahren 1998 bis 2001 eine Assistenz in einem Studio für Werbefotografie. Seine Hauptmotive findet er im Bereich Porträts und Landschaften. So bildet auch für ihn der Schwetzinger Schlossgarten ein nicht enden wollendes Kompendium an motivischen Entdeckungen.

Parallel hat sich Jessen Oestergaard als Dozent für Fotografie einen Namen gemacht, so als Initiator und Organisator des „Schwetzinger Foto-Salons“, der „Woche des Sehens“ in Château Plagne und der „Fototage am Roofensee“ in Brandenburg.

www.jessen-oestergaard.de


Di Tommaso

Vincenzo Di Tommaso 

*1952

Der gebürtige Italiener lebt und arbeitet seit 1975 in Schwetzingen. Vincenzo Di Tommaso ist in der süditalienischen Kleinstadt Corato, in der Nähe von Bari aufgewachsen.

Schon als Junge erhielt er seinen ersten Malunterricht, bereits als 14-Jähriger wurde er mit dem ersten Preis des Kunstvereins der Stadt Bari ausgezeichnet. Doch lange hielt er es nicht im schönen Süden Italiens aus, als Anfang Zwanzigjähriger kam er nach Grenoble, wo er seinen Unterhalt in der Gastronomie bestritt - in der Freizeit malte und zeichnete er unermüdlich.

Vor über 40 Jahren kam Vicenzo Di Tommaso mehr oder minder durch Zufall nach Schwetzingen, mittlerweile ist er hier stadtbekannt. Geschätzt wird vor allem sein hohes zeichnerisches Können - sein Vermögen, naturnahe Porträts anzufertigen und hierbei das Spezifische der Charaktere der dargestellten Person zu vermitteln. Bekannt ist er auch als Dozent, gerne besucht er mit seinen (erwachsenen) Schülerinnen und Schülern den Schlossgarten, um sie in die Geheimnisse des naturalistischen Zeichnens einzuweihen. Auch für den Künstler selbst bieten die Skulpturen und Architekturen des Schwetzinger Schlossgartens einen unerschöpflichen Schatz an Motiven. Gerne stellt Di Tommaso dort direkt seine Staffelei auf oder zückt den Zeichenstift.

Schon in den 70er Jahren lernte er den Schwetzinger Künstler, Otto Mindhoff, kennen, und wurde dessen Schüler. Analog zur Zeichnung pflegt Di Tommaso auch in der Malerei einen hyperrealistischen Stil.  Ob im Bereich der Wandmalerei oder den Acrylmalereien auf Leinwand vermag er täuschend echt die Realität wiederzugeben, und erweist sich so als Meister des ´trompe l'oeil´ par excellence. In den letzten Jahren entwickelt Di Tommaso mehr und mehr eine Faszination für Naturphänomene, Spiegelungen und Lichtreflexionen, die er in impressionistisch anmutender Manier in Malerei überträgt.


Walch

Josef Walch 

1946 - 2022

Stilistisch sind seine Malereien und Collagen dem abstrakt-expressiven Bereich einzuordnen, die zuweilen eine gegenständliche Anmutung erahnen lassen.

Josef Walch ist in Reilingen, in der Nähe von Schwetzingen, geboren und aufgewachsen. Nach seinem Kunststudium wurde er Kunsterzieher an Gymnasien und Gesamtschulen.

Da er sich als Kunstpädagoge einen Namen machte, setzte parallel eine Vortragstätigkeit bei kunstpädagogischen Fachtagungen und Kongressen ein. Daneben wirkte er als freier Lehrbeauftragter, z.B. an der Pädagogischen Hochschule, Karlsruhe, oder an der Burg Giebichenstein, Halle.

Vor einigen Jahren ist er nach Schwetzingen zurückgekehrt, wo er einst als Gymnasiallehrer tätig war, und unterhielt hier bis zuletzt ein Atelier. Daneben hat sich Walch als Initiator der Gründung der Künstlerinitiative Schwetzingen e.V. hervorgetan. 

www.josefwalch.de


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